Lach- und Sachgeschichten vom Baumarkt

Heute mit Bauhaus! Alle anderen Namen sind frei erfunden.

Vor ein paar Tagen kaufte ich beim Bauhaus um die Ecke eine Sackkarre. Eine solche hatte sich beim Umzug als sehr wertvoll erwiesen, da damit schwere Geräte wie der Kühlschrank wesentlich leichter zu transportieren sind. Da bei uns endlich die Küchenmontage anstand und wir unsere temporären Geräte (Kühlschrank, Spülmaschine) ausräumen mussten, schien eine Sackkarre eine sinnvolle Investition.

Als wir dann heute den Kühlschrank raus rollten, fiel auf, dass einer der Reifen platt war. Das machte die Sackkarre deutlich weniger nützlich, da sie mehr am schleifen als am rollen war. Da ich ohnehin noch ein paar Sachen besorgen wollte, beschloß ich kurzerhand, nochmal zu Bauhaus zu fahren, um dort die Reifen aufpumpen zu lassen.

Da ich nicht mal wieder mit der Sackkarre durch den riesigen Laden laufen wollte, fuhr ich direkt in die “Drive-In Arena” hinein – dort hatte ich die Sackkarre ursprünglich gefunden. Im Verkauf, ein beheizter, abgetrennter Raum innerhalb der sonst eiskalten “Arena”, fand ich Erwin, dem ich nach etwas Warten den Sachverhalt erklären konnte. Der delegierte das Aufpumpen dann an seinen Kollegen Anton, der sich der Sache annahm. Nachdem ich meinen PKW etwas weniger blockierend geparkt hatte, fand ich Anton mit der Sackkarre und einer mit Kompressor betriebenen Pumpe. Einen Moment später war er auch schon fertig und ich kehrte zum Wagen zurück. An der Kasse konnte ich schließlich erklären, dass ich das Gerät schon vorher gekauft hatte und nichts zu bezahlen habe. Nach Kontrolle des Kofferraums durfte ich dann auch wieder raus.

Nachdem ich die anderen Einkäufe erledigt hatte, rollte ich die Sackkarre wieder in die Wohnung und stellte sie erstmal zur Seite. Es gab noch einiges umzuräumen, bevor wir die Spülmaschine abmontieren und ebenfalls rausrollen könnten. Währenddessen gab es plötzlich einen sehr lauten Knall. Eine Tasche, die neben der Sackkarre lag, war sogar kurz in Bewegung. Nach einer Inspektion stellte sich schnell raus: Der linke Reifen war geplatzt! Wenn dieser auch ohne Belastung platzen konnte, hatte Anton offensichtlich zu viel Druck auf den Reifen gegeben.

Also fuhr ich zurück zu Bauhaus: Wieder in die Arena, wieder parken, wieder zum Verkauf, wieder warten, wieder Erwin den Sachverhalt erklären. Seine erste Erwiderung, ungefähr: “Du hättest die Reifen ja selber aufpumpen können!”. Zum Glück brachte mich das nicht aus der Fassung, stattdessen erwiderte ich nur, dass es ja wohl nicht meine Schuld ist, wenn ein Mitarbeiter die Reifen mit zu viel Druck befüllt.

An dieser Stelle hätte die Geschichte zu Ende sein können: Defekte Ware ersetzen, fertig. Aber nein, eine solche Exekutiv-Entscheidung konnte Erwin unmöglich treffen, stattdessen musste er erstmal telefonieren. Beschluss: Kunde (mich) zur Eisenwaren-Abteilung schicken, dort passenden Reifen suchen lassen, damit zurückkommen und den geplatzten Reifen austauschen. Aus im Nachhinein nicht nachvollziehbaren Gründen habe ich es mitgemacht. Auf dem langen Weg (~5 Minuten Gehweg) beschloss ich, direkt dort zur Information zu gehen, da selber suchen in den riesigen Regalen ziemlich sinnlos ist.

An der Eisenwaren-Information war aber niemand, noch auf den anliegenden Gängen. Die Dame an der Selbstbedienungskasse daneben konnte mir lediglich sagen, man sei unterbesetzt und ich müsste in anderen Abteilungen oder an der Information fragen. Vorige Besuche hatten mir bereits gezeigt, das Abteilungs-fremde Mitarbeiter keine Ahnung haben, also suchte ich selber und fand irgendwann tatsächlich den Abschnitt mit einigen Reifen. Einige Minuten später entschied ich mich dann für einen Reifen, der zwar die passenden Maße, aber nicht denselben maximalen Druck (2 vs 2,5 bar) hatte. Damit machte ich mich dann auf den langen Rückweg…

Dort angekommen, entschloss Erwin immerhin, einen anderen Kunden erstmal warten zu lassen, und sich direkt mit meinem Fall zu beschäftigen. Zunächst machte er noch einen halbherzigen Versuch, das Thema loszuwerden (“Können Sie den Reifen selber wechseln?”). Mangels Werkzeug und Ahnung lehnte ich das ab. Mit einem winzigen Schraubenzieher bekam er die Kappe nicht ab, mit einem etwas größeren und viel Mühe löste er sich aber schließlich. Damit ließ sich dann der platte Reifen ab- und der neue aufziehen. Doch dann zeigte sich: Das passt nicht. Die Felge hatte die falsche Form, die Achse war so zu kurz und die Kappe passte auch nicht mehr.

An dieser Stelle hätte die Geschichte ebenfalls zu Ende sein können: Ersatz geben, fertig. Aber nein, Erwin überzeugte mich, doch nochmal zur Eisenwaren-Abteilung zurück zu kehren, und dort jemand zu finden, der den passenden Reifen ausfindig machen kann. Wie ihm auch diese Überzeugungsarbeit gelang, ist mir im Nachhinein völlig unklar. Ich machte mich also wieder auf den Weg, diesmal mit dem kaputten sowie dem unpassenden Reifen. Immerhin ohne die restliche Karre, die lehnte noch im Verkauf an einem Stapel Eimer.

Mir war schnell klar, das es die korrekten Reifen nicht gab, aber immerhin fand ich diesmal einen Verkäufer, der gerade einen anderen Kunden mit irgendwelchen Schrauben beriet. Also platzierte ich mich direkt neben ihm, um als nächstes dran zu sein. Als es soweit war, konnte ich dann Franz das Problem schildern. Auch Franz sah schnell ein, das er den richtigen Reifen nicht da hatte, aber ihm fiel eine Lösung ein: Schlauch austauschen! Ging aber auch nicht, da die passenden Schläuche nicht vorhanden waren. Da ich befürchtete, mit leeren Händen wieder zurück zu kehren, bekniete ich Franz, mich nicht im Stich zu lassen. Nachdem einem kurzen Telefonat mit Erwin beschloss er, mit mir mitzukommen, um von einer der anderen Sackkarren einen Reifen abzumontieren, und diesen an meine dran zu packen. Franz zeigte hier nicht nur Eigeninitiative, sondern auch etwas Vorrausicht: Er packte direkt passendes Werkzeug ein.

Nach ein paar weiteren Gehminuten in die allerletzte Arena-Ecke und etwas mehr Hebelei machten wir uns auf den Weg zurück zum Verkauf. An der Ecke fiel Franz dann auf, das dort allerhand Reifen gestapelt waren, inkl. dem passenden für meine Sackkarre. In der Arena! Und mich schickt man ganz woanders in! Franz grummelte etwas eher Unflätiges…

Als wir dann den Verkaufsraum betraten, wunderte ich mich, wieso sowohl der Stapel Eimer als auch die Sackkarre am Boden lagen. Die Karre hatte ja nur noch einen Reifen, bei einer näheren Untersuchung stellte sich raus: Jetzt war auch der andere platt! Der musste in meiner Abwesenheit geplatzt sein, und hatte dabei den Stapel Eimer mitgerissen. Erstaunlicherweise (oder auch nicht) ignorierte mich Erwin jetzt komplett. Auch Anton sagte kein Wort, obwohl zumindest einer von beiden den Knall mitbekommen haben musste.

Auch hier zeigte Franz wieder seine kompetente Seite und traf endlich die lange überfällige Entscheidung: “Holen Sie sich einfach einen Ersatz.”

Als ich dann damit nochmal in den Verkaufsraum zurück kehrte, wurde ich weiterhin ignoriert. Franz war inzwischen verschwunden. Nach einer Minute beschloss ich dann, die Karre wieder ins Auto zu packen und damit wieder zum Ausgang, respektive Kasse, zu fahren. Nach einer weiteren Kofferraum-Inspektion und der Erklärung, das ich jetzt Ersatz hätte, durfte ich dann auch wieder fahren…

-Jörn